8. Dezember 2023

Integrationsbegleiterinnen in Kitas: Unser Job Turbo seit 2016

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales unter Minister Hubertus Heil hat im November 2023 den Job Turbo ausgerufen. Verschiedene Maßnahmen sollen Geflüchteten helfen, schneller Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden. Sie sollen auch dann eingestellt werden können, wenn sie noch nicht über gute Deutschkenntnisse verfügen. Genau diesen Ansatz verfolgen wir von der AWO Ostwestfalen-Lippe (kurz OWL) seit 2016 in unserem Projekt „Integrationsbegleiterinnen in Kitas“. Frauen mit Integrationserfahrung werden innerhalb von sieben Monaten geschult. Anschließend unterstützen sie in Kitas Fachkräfte sowie eingewanderte Kinder und deren Familien.

Bisher war es für Geflüchtete ein sehr langer Weg in den deutschen Arbeitsmarkt. Von der Aufnahme in Deutschland, über das Lernen der deutschen Sprache, das Qualifizieren für Arbeit bis zum tatsächlichen Jobbeginn verstreichen häufig mehrere Jahre. Für die Migrant*innen ist das ein schwerer Prozess und gleichzeitig fehlen Deutschland Fach- und Arbeitskräfte. Von daher begrüßen wir den mehrphasigen Ansatz der Bundesregierung, Geflüchtete und Arbeitswelt schneller und besser zusammenzubringen.

Unsere eigenen Erfahrungen mit den Integrationsbegleiterinnen zeigen, dass eine zügige und gleichzeitig gründliche Arbeitsmarktintegration möglich ist. Das beginnt mit unseren niederschwelligen Vorrausetzungen für die Teilnahme an der Schulung:

  • eine eigene Integrationserfahrung durch Flucht oder Migration;
  • die Fähigkeit sich auf Deutsch zu verständigen;
  • Interesse und Eignung für die Arbeit mit Kindern.

Wir achten nicht auf bestimmte Deutschzertifikate, selbst wenn die meisten Teilnehmerinnen diese bereits erworben haben. Eine mündliche Kommunikation auf Deutsch auch mit Fehlern reicht aus. Während der Schulung und der Praktikumsphase verbessert sich das Deutsch automatisch. Aufgrund der geringen wöchentlichen Stundenzahl kann eine behutsame Gewöhnung ans Arbeitsleben erfolgen bei gleichzeitiger Vereinbarkeit mit der Familie.

Bei den hochmotivierten Teilnehmerinnen handelt sich häufig um Frauen mit mehrfachen „Vermittlungshemmnissen“. Sie haben häufig keine in Deutschland anerkannten Schul- und Berufsabschlüsse und erledigen die Care Arbeit in ihrer Familie. Der Einstieg ins Berufsleben ist besonders erschwert.

Überraschenderweise konnten wir von der AWO OWL nach mehreren Schulungsdurchgängen feststellen, dass ca. 65 Prozent der Absolventinnen nach der Schulung direkt eine Einstellung finden. 12 Prozent beginnen nach der Schulung eine Ausbildung als Erzieherin oder Kinderpflegerin. Weitere 10 Prozent planen eine Ausbildung in der Zukunft, wenn sich die Deutschkenntnisse weiter verbessern oder die Kinder größer sind. Gleichzeitig erhält das pädagogische Personal in den Kitas wertvolle Hilfe in Zeiten des drängenden Fachkräftemangels. Was als Integrationsprojekt in der frühkindlichen Bildung begann, entwickelte sich zu einer Maßnahme für die nachhaltige Unterstützung und Gewinnung von Fachkräften in Kitas.

Für den Erfolg braucht es neben der fachlichen Vermittlung die sozialpädagogische Begleitung. Die Arbeit mit Kindern ist mehr als nur ein Job. Sie erfordert eine professionelle Haltung und die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit. Daher bekommen unsere Teilnehmerinnen viel Empowerment mit auf dem Weg. Natürlich lernen sie auch das A und O über den deutschen Arbeitsmarkt, damit sie fit für zukünftige Arbeitsgeber sind.

Wir arbeiten im Projekt mit verschiedenen Kommunen und deren Akteur*innen zusammen. Dazu gehören Kitaträger, Bildungsträger, Jobcenter und Agenturen für Arbeit. Für alle Beteiligten braucht es Offenheit für neue Wege. Wir ermutigen aufgrund unserer positiven Erfahrungen ausdrücklich die schnelle Integration von Geflüchteten oder Migrant*innen in den Arbeitsmarkt. Es ist ein Win-Win nicht nur für die einzelnen Migrant*innen und Betriebe, sondern für die gesamte Gesellschaft. Wer sich ein genaues Bild von den Integrationsbegleiterinnen machen möchte, ob aus der frühkindlichen Bildung oder aus einem anderen wirtschaftlichen Bereich, ist willkommen, mit uns Kontakt aufzunehmen.

Website und Kontakt:

www.integrationsbegleiterinnen-in-kitas.de